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San Diego
Krach um Stadionmiete: Chargers verklagen die Stadt San Diego
Die San Diego Chargers klagen gegen die Stadt San Diego. Hintergrund der in Los Angeles eingereichten Klage sind die stockenden Vertragsverhandlungen zwischen den Chargers und der Stadt bezüglich der Miete des Qualcomm Stadiums. Die Klage kommt für die Stadt überraschend.
Die Klage, welche die San Diego Chargers diese Woche beim Obergericht in Los Angeles eingereicht haben, geht es um eine Klausel im bisherigen Vertrag zwischen den Chargers und der Stadt San Diego, welche die Voraussetzungen regelt unter welchen Umständen der Vertrag mit der Stadt neuverhandelt werden kann. Die Klausel sieht vor, dass wenn die Chargers aufgrund ihrer Geschäftsbücher nachweisen können, dass sie im Qualcomm Stadium unterdurchschnittlich Umsatz machen, der Vertrag neu ausgehandelt werden kann. Der Vertrag sieht für die Verhandlungen eine Periode von 90 Tagen vor, wird keine Einigung erreicht, haben andere Städte das Recht, den Chargers ein Angebot zu machen. Die Stadt San Diego hat dann wiederum 90 Tage Zeit, um dieselben Bedingungen anzubieten. Tut sie dies nicht, wären die Chargers frei in eine andere Stadt zu ziehen.

Die juristische Auseinandersetzung dreht sich nun um die Frage, ob die Voraussetzungen für solche Neuverhandlungen gegeben sind. Letzten November haben die Chargers das Verfahren in Gang gesetzt, indem sie ihre Bücher den Prüfern der Stadt geöffnet haben. Dennoch wurden bislang keine Verhandlungen zwischen dem Team und der Stadt aufgenommen, weil die Buchprüfer nach einem Jahr noch immer zu keinem Resultat gekommen sind. Mit ihrer Klage wollen die Chargers nun durch ein Gericht feststellen lassen, dass die Voraussetzungen für Neuverhandlungen gegeben sind.

Mark Fabiani, Sonderberater von Chargers-Besitzer Dean Spanos, meinte vor den Medien: «Wir hatten keine andere Wahl. Wir wollen in San Diego bleiben und unser neues Stadionprojekt vorantreiben. Aber dies können wir nur, wenn wir endlich mit der Stadt Verhandlungen aufnehmen können.» Fabiani betonte, dass die Chargers in ihrer Klage keinerlei Geld von der Stadt fordern, sondern nur die Aufnahme von Verhandlungen verlangen: «Wir ziehen die Klage sofort zurück, wenn sich der Stadrat endlich mit uns an einen Tisch setzt.»

Anders sieht man dies natürlich bei der Stadt San Diego. Dick Murphy, Bürgermeister der südkalifornischen Stadt, bezeichnete die überraschende Klage als «einen Angriff auf die Stadt San Diego»: «In einer Zeit, in welcher wir noch mit den Folgen der Feuerstürme kämpfen, ziehen uns die Chargers vor Gericht. Das ist nicht akzeptabel.» Und der Anwalt der Stadt doppelte nach und meinte, dass es gar nicht um die Bedingungen für Neuverhandlungen geht: «Lasst es uns doch offen sagen: Die Chargers wollen nach Los Angeles und dort mehr Geld machen. Etwas anderes zu behaupten, würde die Intelligenz der Menschen in San Diego beleidigen.»

Die Spekulationen, dass die Chargers nach Los Angeles zurückkehren möchten – 1960 wurden sie dort gegründet –, halten sich seit zwei Jahren. Mark Fabiani stellt denn auch nicht in Abrede, dass es Kontakte zu Investorengruppen in Los Angeles, Anaheim und Long Beach gebe. Aber: «Wenn immer möglich, wollen die Chargers in San Diego bleiben.» Ob ihm die Menschen in San Diego dieser Aussage Glauben schenken, ist eine offene Frage, war es doch ausgerechnet Fabiani, der Mitte der 1990er Jahre die damaligen Cleveland Browns nach Baltimore lockte...
Mark Fabiani
Mark Fabiani
Dick Murphy
Dick Murphy
von Stefan Feldmann - 
Sonntag, 4. Juli 2004