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THG-Skandal: Doping-Vorwürfe bleiben wohl für immer ungeklärt
Die grösste Dopingaffäre in der amerikanischen Geschichte endet überraschend mit einer ausgerichtlichen Einigung: Victor Conte, der Gründer des kalifornischen Balco-Labors, hat sich mit der Staatsanwaltschaft auf einen Deal geeinigt. Dadurch bleiben wohl auch die Vorwürfe gegen vier Raiders-Spieler für immer ungeklärt.
Im November 2003 wurden die USA durch einen Doping-Skandal erster Güte erschüttert: Die Polizei setzte die Gründer des «Bay Area Laboratory Co-Operative» (Balco) fest, die das Dopingmittel THG (Tetrahydorgestrinone) erfunden und vertrieben hatten. Zwar betraf die ganze Dopingaffäre vor allem die Leichtathletik, wo eine grosse Anzahl von US-Weltklasse-Athleten wie Marion Jones oder Tim Montgomery sich mit THG gedopt haben sollen. Ein Bericht der CBS-Sendung «The NFL Today» hatte aber auch an den Tag gebracht, dass vier damalige Spieler der Oakland Raiders – die Defensive Tackles Dana Stubblefield und Chris Cooper sowie Center Barret Robbins und Linebacker Bill Romanowski – positiv auf THG getestet worden seien. Die Spieler wurden in der Folge denn auch von der Staatsanwaltschaft vernommen.

Nun bringt eine überraschende aussergerichtliche Einigung das vorläufige Ende der Dopingaffäre. Victor Conte, der Gründer des Balco-Labors, und sein Kompagnon James Valente haben sich mit der Staatsanwaltschaft aussergerichtlich geeinigt. Die beiden bekennen sich gemäss Medienberichten dem Verkauf von Dopingmittel für schuldig, Valente zusätzlich auch noch der Geldwäscherei. Im Gegenzug zu den Schuldbekenntnissen akzeptiert die Staatsanwaltschaft relativ milde Strafen und lässt Dutzende weitere Anklagepunkte fallen. Conte erwartet nun eine viermonatige Gefängnisstrafe, Valente wohl nur eine Bewährungsstrafe.

Brisant an der Vereinbarung ist zudem, dass der Deal Conte auch zusichert, dass er nicht gezwungen werden kann, die Behörden im Rahmen eventueller weiterer Ermittlungen als Zeuge zu unterstützen. Eine Entscheidung, welche von den Antidoping-Jägern als klaren Rückschritt im Kampf gegen Doping verurteilt wird: «Wenn wir keine Gelegenheit erhalten, mit seiner Hilfe andere Vorwürfe zu untersuchen, können wir eigentlich mit der Arbeit gleich aufhören», meinte Richard Pound, der Chef der Welt-Antidoping-Agentur «Wada». Durch die Einigung dürften diverse Vernehmungsprotokolle von rund hundert teils prominenten Sportlern, gegen die es zwar ausreichende Verdachtsmomente, aber keine positiven Befunde gab, wertlos geworden sein.

Einen Strich durch die Rechnung könnte den beteiligten Parteien jetzt nur noch ein Ausschuss des Repräsentantenhauses machen, welcher zur Zeit über den Erlass von neuen Antidoping-Gesetzen berät. Das entsprechende Komitee ist an eine entsprechende Vereinbarung zwischen Anklage und Angeklagten nicht gebunden und könnte Conte und Co. zur Aussage nach Washington einbestellen.
Bill Romanowski
Bill Romanowski
von Stefan Feldmann - 
Donnerstag, 8. September 2005