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San Diego
Rückschlag für Stadion-Projekt in San Diego
Der Plan für ein neues Stadion in San Diego hat einen Rückschlag erlitten: Die Chargers haben bislang keinen Partner für die Projektierung gefunden, so dass die für kommenden November vorgesehene Abstimmung über einen Beitrag aus dem Haushalt der Stadt abgesagt werden musste. Wie es weiter geht, ist ungewiss.
Vor zwei Jahren stand es um das Verhältnis von Team und Stadt nicht besonders gut: Im Streit um ein neues Stadion überzogen sich die beiden Seiten gegenseitig mit Klagen. Im Sommer 2004 war man deshalb reihum erleichtert, als sich die Stadt San Diego und die San Diego Chargers nach zähen Verhandlungen auf einen neuen Vertrag einigen konnte. Dieser band die Charges bis 2008 an die südkalifornische Stadt an der mexikanischen Grenze und vereinbarte gleichzeitig eine Kooperation bei der Suche nach den Möglichkeiten für den Neubau eines Stadions.

Nun droht der Streit aber wieder neu aufzuflammen: Die San Diego Chargers haben nämlich bekannt gegeben, dass sie ihren Antrag, im November eine Abstimmung über einen finanziellen Beitrag aus der Stadtkasse an das neue Stadionprojekt durchzuführen, zurückgezogen haben. Hauptgrund ist, dass die Chargers keinen Partner für die Projektierungskosten des auf 800 Millionen Dollar voranschlagten Stadionneubaus gefunden habenUnd bevor das Projekt nicht detaillierter ausgearbeitet werden kann, macht es wenig Sinn über einen Beitrag der Stadt an das Projekt an der Urne zu befinden.

Dass die Chargers keinen starken Partner in der Wirtschaft gefunden haben, das schreibt Mark Fabiani, der Verhandlungsführer der Chargers, dem schlechten Image der Stadt zu. Bürgermeister Dick Murphy hatte vergangenes Jahr wegen Unregelmässigkeit bei der städtischen Pensionskasse den Hut nehmen müssen. Auch kämpft die Stadt mit riesigen Haushaltdefiziten. «Und wenn dann noch hinzukommt», so Fabini, «dass der Anwalt der Stadt, Mike Aguirre, unsere Bemühungen hintertreibt, so wird er es sein, der die Schuld trägt, wenn die Chargers sich gezwungen sehen sollten, die Stadt zu verlassen.» Fabini spielte damit wieder einmal seine beliebteste Karte im Stadionpoker: Der Drohung mit einem Umzug in eine andere Stadt, möglicherweise ins nahe Los Angeles, wo die NFL ja gerne wieder in Team ansiedeln möchte.

Der angeschossene Verhandlungsführer der Stadt reagierte gelassen auf den Vorwurf: «Ich nehme an, ich bin auch für die Niederlage in Kansas City an Weihnachten verantwortlich, welche die Chargers auf dem Playoff-Rennen warf.» Mike Aguirre erinnerte daran, dass sich die Stadt nicht erpressen lassen wolle: «Natürlich wollen wir das Team nicht verlieren. Aber wir sind nicht Schuld, dass die Chargers keinen Wirtschaftspartner gefunden haben. Und immer gleich mit dem Wegzug zu drohen, bringt uns einer Lösung auch nicht näher.»

Durch den im Sommer 2004 abgeschlossenen Vertrag sind die San Diego Chargers bis und mit Saison 2008 an San Diego gebunden. Danach können sie die Stadt nach der Rückerstattung des 1997 geleisteten Beitrags an die Sanierung und Erweiterung des Qualcomm Stadiums in der Höhe von 60 Millionen Dollar verlassen und sich andernorts ansiedeln.
Entwurf für das neue Chargers-Stadion in San Diego.
Entwurf für das neue Chargers-Stadion in San Diego.
von Stefan Feldmann - 
Donnerstag, 2. März 2006