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The 12th Man: Texas A&M verklagt die Seahawks
Ärger für Super Bowl-Teilnehmer Seattle Seahawks: Die Texas A&M-University hat eine Unterlassungsklage gegen den Super Bowl-Teilnehmer eingereicht. Die Texaner verlangen, dass die Seahawks ihre Marketing-Kampagne «12th Man» einstellen.
Die Texas A&M-University hat ihre Klage am Montag in Bryan, dem Hauptort des texanischen Brazos County, in dem die Universität liegt, eingereicht. Die Universität verlangt, dass die Seattle Seahawks ihre Marketing-Kampagne «12th Man» einstellen müssen, da durch sie die Rechte der Universität an dieser Marke verletzt würden. «Wir haben gegenüber den Seattle Seahawks keine bösen Gefühle», erklärte Steve Moore, der Marketing-Chef der Universität. «Aber wir haben das Recht und die Pflicht, die Rechte der Texas A&M-University an dieser Marke zu schützen.» Die Universität habe die Marke «The 12th Man» 1990 und 1996 in die Markenregister eintragen lassen und sich dadurch das Recht an deren Verwertung gesichert.

Der Streit zwischen der texanischen Universität und den Seattle Seahawks ist daher kein neuer, aber durch die Super Bowl-Teilnahme des Teams aus dem Nordwesten hat der Streit nun offenbar neue Brisanz bekommen. Die Seahawks hatten wenige Jahre nach ihrem Eintritt in die NFL das Jersey mit der Nr. 12 aus dem Verkehr gezogen. Seattle ehrten damit «The 12th Man», die Fans im Stadion, welche als die lautesten in der ganzen NFL gelten. Besonders im alten Kingdome kam der Lärm der Fans voll zur Geltung, aber auch das neue Qwest Field gilt noch immer als eines der lautetesten der ganzen Liga.

Als die Seahawks sich in der diesjährigen Regular Season das Heimrecht für die Playoffs sicherten, initiierten sie eine grosse Marketing-Kampagne rund um «The 12th Man». Sowohl in Seattle als auch über dem Hotel der Seahawks in Detroit wehen zur Zeit grosse «12th Man»-Flaggen und die Gouverneurin des Bundesstaats Washington, Chris Gregoire, lässt zur Zeit die Fan-Flagge anstelle der Staatsflagge vor ihrem Amtssitz in der Staatshauptstadt Olympia wehen. Und natürlich werden Mützen, Leibchen und viele andere Fanartikel mit dem «12th Man»-Logo verkauft.

In Texas will man diese Kampagne nun offenbar nicht mehr hinnehmen, denn dort fühlt man sich als die wahre Heimstätte des Begriffs. 1922 kämpften die Texas A&M Aggies in einem Spiel gegen Centre College mit so vielen Verletzungssorgen, dass sich die Coaches genötigt sahen, einen Studenten nahmen E. King Gill von der Zuschauertribüne herunter ins Spiel zu holen. Zwar leistete der so zum Football-Spieler aufgestiegene Student keinen besonderen spielerischen Beitrag zum 22:14-Sieg, aber ohne ihn hätten die Aggies die Partie aufgrund eines Mangels an Spielern aufgeben müssen. Seither wird das Aggies-Stadion stolz als «Home of the 12th Man» bezeichnet und Gill wurde mit einer bronzenen Statue vor dem Eingang verewigt.

Bereits vor einigen Jahren hatte die Universität versucht, mit den Seahawks zu einer Einigung zu kommen, doch zeigte sich Seattle wenig diskussionsbereit: Briefe der Universität wurden, so Steve Moore von der A&M-University, nicht beantwortet. Ob sich das nun nach der Einreichung der Unterlassungsklage ändern wird, ist nicht bekannt: Das Seahawks-Front Office wollte zur Klage bislang keine Stellung nehmen.
E. King Gill, der "12th Man", vor dem Stadion der Texas A&M-University.
E. King Gill, der "12th Man", vor dem Stadion der Texas A&M-University.
von Stefan Feldmann - 
Mittwoch, 1. Februar 2006