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Nach der Super Bowl-Niederlage: Wunden lecken in Seattle
In Seattle hat die Suche nach den Gründen für die Niederlage in der Super Bowl XL begonnen. Für die Fans sind die Schiedsrichter schuld, doch die Spieler suchen die Gründe eher bei sich selber. Und geloben die Rückkehr in die Super Bowl XLI nächstes Jahr in Miami.
Trotz der 10:21-Niederlage in Detroit empfingen am Montag rund 12’000 Fans die Seattle Seahawks bei ihrer Rückkehr im Qwest Field. «Wir wussten, dass es ein schwieriges Spiel gegen die Pittsburgh Steelers werden wird», erklärte ein aufgewühlter Mike Holmgren. «Was wir nicht wussten, dass wir auch gegen die Jungs in den gestreiften Jerseys spielen mussten.» Auch wenn sich Holmgren für diese Bemerkung gegenüber den Schiedsrichtern später entschuldigte, so traf er damit die Stimmung vieler Fans im Nordwesten.

«Schiedsrichter 21, Seattle 10» stand etwa auf einem Schild, welches ein Fan zur Begrüssung des Teams mitgebracht hatte. Kritisiert wird vor allem der Pass Interference-Call gegen Darrell Jackson im ersten Viertel, der einen Touchdown für die Seahawks zu nichte machte, Seattle musste sich wenig später mit einem Field Goal zufrieden geben. Auch der Touchdown-Entscheid der Schiedsrichter beim Quarterback-Keeper von Ben Roethlisberger wird kritisiert. «Der Ball war nie, nie, niemals in der Endzone», meinte ein Fan.

Die Schiedsrichterleistung selber ist bei den Spielern der Seahawks kein grosses Thema. «Solche Entscheide gibt es immer wieder, aber sie sind am Ende nicht für den Ausgang des Spiels entscheidend», meinte etwa Quarterback Matt Hasselbeck. «Wir waren einfach nicht gut genug.» Und Linebacker Lofa Tatupu erklärte: «Weshalb wir verloren haben, ist mir noch immer nicht ganz klar. Wir waren über weite Strecken das bessere Team, doch am Ende passten die verschiedenen Puzzle-Teile irgendwie nicht zusammen. Es ist sehr enttäuschend.»

In der Tat: Auf dem Papier waren die Seattle Seahawks das bessere Team. Sie waren längere Zeit am Ball als die Pittsburgh Steelers, erzielten mehr Offense-Yards und gewannen zudem die Turnover-Schlacht. Bislang hat noch nie ein Team, welches in diesen drei Kategorien gegenüber dem Gegner den Vorteil hatte, eine Super Bowl verloren. Als Hauptgrund für die Seahawks sehen die Experten den geringen Erfolg bei der Verwertung von Third Downs. Zudem verfielen die Seahawks-Receiver wieder in ihre alte Schwäche und liessen zu viele Pässe fallen. Und auch Head Coach Mike Holmgren wird wegen seines schlechten Clock-Managements kurz vor Ende kritisiert. Warum, so die Frage, suchte er beim letzten Drive den Touchdown und liess so wertvolle Zeit verstreichen, anstatt das ebenfalls benötigte Field Goal zu kicken, um danach bei einem gelungenen Onside-Kick jede Sekunde für einen möglichen Touchdown nutzen zu können?

Die Wunden werden in Seattle so schnell nicht verheilen. Alle Augen richten sich nun auf Running Back Shaun Alexander, den Liga-MVP, dessen Vertrag bei den Seahawks ausläuft. Wird er seinen Vertrag verlängern? Hoffnung gibt den Seahawks-Fans Alexander selber, sagte er doch in einem Interview am Dienstagabend: «Nächstes Jahr wird unser letztes Spiel in Miami sein. Und wir werden dieses Spiel gewinnen.» In Miami wird im Januar 2007 Super Bowl XLI ausgetragen.
Mike Holmgren
Mike Holmgren
Shaun Alexander
Shaun Alexander
von Manuel Pasi - 
Mittwoch, 8. Februar 2006