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Nach Kontroversen: Falcons feuern Jim Mora
Am Montagabend haben die Atlanta Falcons nach nur drei Jahren Head Coach Jim Mora Jr. entlassen. Die Entlassung kam wenig überraschend, hatte sich doch in den letzten Wochen das Verhältnis zwischen Mora und Teambesitzer Arthur Blank massiv verschlechtert.
«Es war eine schwierige Entscheidung», erklärte Arthur Blank am Montagabend an einer Medienorientierung in Flowery Branch, dem Hauptquartier der Atlanta Falcons. «Wir hatten hohe Erwartungen und Ziele, als wir Jim als unseren Head Coach verpflichtet haben. Und wir haben auch jetzt grossen Respekt für seine Arbeit und seine Passion zum Spiel. Aber wir sind auch davon überzeugt, dass es im besten Interesse für unsere Franchise ist, dass wir uns trennen.»

Jim Mora ist nach Leeman Bennett erst der zweite Head Coach in der Geschichte der Atlanta Falcons, welcher das Team mit einer Bilanz von mehr Siegen als Niederlagen – in Moras Fall: 26 Siege und 22 Niederlagen – verlässt, dennoch kommt die Entlassung des jungen Trainers wenig überraschend: Das Verhältnis zwischen Mora und Teambesitzer Blank einerseits, zwischen Mora und seinem Quarterback Michael Vick andererseits, hatte sich nach diversen Vorfällen in letzter Zeit ziemlich getrübt.

Daran ist der entlassene Head Coach zum Teil nicht unschuldig: Im Dezember hatte er in einem Radio-Interview mit einer Radio-Station in Seattle gemeint, der Head Coaching-Job an der University of Washington, seiner Alma mater, sei sein «Traumjob» und er würde, falls ihm die Stelle angeboten würde, zusagen, selbst wenn die Falcons noch im Playoff-Rennen wären. Jim Mora verteidigte sich später damit, dass er mit dem Interviewer, einem ehemaligen Studienkollegen, nur gewitzelt habe – so richtig glauben mochte ihm dies niemand. Und Arthur Blank soll, so wird aus den innersten Kreisen um den Falcons-Besitzer berichtet, Moras «Illoyalität» tief getroffen haben.

Ein weiteres Ei legte dem Falcons-Head Coach dessen Vater, Jim Mora Sr., ins Nest: Der ältere Mora, einst selber NFL-Head Coach bei den Colts und den Saints, bezeichnete Falcons-Quarterback Michael Vick aufgrund seines Stils in einem Radiointerview als «Coach-Killer», als einen, der jeden Coach schlecht aussehen lasse. Mora Jr. wies die Stellungnahme seines Vaters zwar als «Unsinn» zurück, doch der Falcons-Quarterback hegte den Verdacht, dass der Kommentar des Vaters aufgrund von Äusserungen des Sohnes im familiären Rahmen zustande gekommen ist. Keine guten Voraussetzungen für eine weitere Zusammenarbeit.

Jim Mora, der die Falcons in seinem ersten Jahr bis ins NFC Championship Game geführt hatte, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme von seiner Entlassung betroffen: «Unser Geschäft ist ein hartes Geschäft. Man muss das akzeptieren, auch wenn es einen trifft.» Er sei aber stolz auf das Geleistete, auch wenn er die gesteckten Ziele nicht habe erreichen könne. Seine Absicht sei weiterhin als Head Coach zu arbeiten. Wo das sein wird, ist aber noch offen. Klar ist nur: Bei der University of Washington wohl kaum. Denn Moras «Traumjob» ist nicht frei: Die Huskies haben ihren aktuellen Head Coach Tyrone Willingham trotz einer enttäuschenden Saison bislang nicht entlassen.
Jim Mora Jr.
Jim Mora Jr.
von Markus Stadelmann - 
Dienstag, 2. Januar 2007