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Spygate reloaded: Filmten die Patriots bereits seit 2000?
Anfang der vergangenen Saison waren die Patriots beim filmen der Signale der gegnerischen Defense Coaches erwischt worden und verloren deshalb den Erstrunden-Draft-Pick im kommenden Draft. Nun erhebt ein US-Senator den Vorwurf, die Patriots hätten bereits seit 2000 gefilmt.
Die Sache gab Anfang Saison viel zu reden, galt danach aber dank der schnellen Reaktion der Liga mehr oder weniger erledigt. Seit der Super Bowl kocht die Sache nun aber wieder hoch: Wie gross ist die «Spygate» genannte Affäre wirklich? Möglicherweise grösser, als bisher angenommen, wenn die Vorwürfe von US-Senator Arlen Specter stimmen. Der hat am Mittwoch nach einem Gespräch mit Roger Goodell erklärt, der NFL-Commissioner habe ihm bestätigt, dass die Patriots bereits seit der Saison 2000 – Bill Belichicks erstem Jahr als Head Coach – zumindest gelegentlich gegnerische Defense-Signale mit einer Kamera aufgenommen hätten.

Roger Goodell selber wollte zum Inhalt des Gesprächs mit dem republikanischen Senator aus Pennsylvania nicht Stellung nehmen: «Das Gespräch war intensiv und offen, die ausgetauschten Informationen bleiben aber vertraulich.» Specter seinerseits zeigte sich über das Gespräch mit dem NFL-Boss nicht gänzlich befriedigt: «Der Commissioner hat mir auf meine Fragen offen und ehrlich Antwort gegeben. Dennoch konnten einige Fragen nicht zu meiner Zufriedenheit beantwortet werden.» So kritisierte der Senator – der mit Pennsylavania einen Staat vertritt, deren beide Teams in den Playoffs bzw. im Super Bowl in den letzten Jahren mehrmals gegen die Patriots verloren haben –, dass die Videobänder der Patriots auf Anordnung des Commissioners vernichtet wurden. «So lässt sich nicht mehr feststellen, wie intensiv und wie weit zurück, Filmaufnahmen gemacht wurden.» Der Senator wollte eine offizielle Untersuchung des Kongresses gegen die NFL nicht ausschliessen.

Aufgeflogen war die Spionage-Affäre im ersten Spiel der vergangenen Saison: Damals informierten die Coaches der New York Jets das im Giants Stadium anwesende NFL-Sicherheitspersonal, dass sie aus der Coaching-Zone der New England Patriots gefilmt würden. Die Vermutung lag nahe, dass die Patriots die Handzeichen filmten, mit welchen die Defensive Coaches den nächsten Spielzug an die Spieler auf dem Feld signalisieren. Die Kamera wurde von der NFL konfisziert und die Analyse bestätigte den Verdacht. Da das Filmen der gegnerischen Coaches durch gegnerische Teams aber gemäss den NFL-Regeln verboten ist, sprach Roger Goodell kurz darauf drastische Strafen aus: Head Coach Bill Belichick wurde mit 500'000 Dollar gebüsst, das Team mit 250'000 Dollar und dem Verlust des Erstrunden-Draft-Picks.

Damit schien die Sache erledigt, zumal Head Coach Bill Belichick die Verantwortung für das Tun übernahm: «Unsere Interpretation der Video-Regeln war offenbar falsch. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung und entschuldige mich dafür.» In der Woche vor der Super Bowl tauchten dann aber erste Gerüchte auf, die Patriots hätten bereits früher mit versteckter Kamera gearbeitet. Sollte dies zutreffen fiele natürlich ein Schatten auf die drei Super Bowl-Siege der Patriots seit Januar 2002.

Und die Affäre könnte durchaus noch weitere Kreise ziehen: Sollten die Patriots schon seit langem zu diesem unerlaubten Hilfsmittel gegriffen haben, müssten diverse aktuelle NFL- und College-Coaches davon gewusst haben und die Praxis mitgetragen haben, so etwa Browns-Head Coach Romeo Crennel, Jets-Head Coach Eric Mangini, Notre Dame-Head Coach Charlie Weis, Panthers-Defensive Coordinator Jeff Davidson oder Raiders-Defensive Coordinators Rob Ryan, welche alle zur fraglichen Zeit unter Bellichick in New England gearbeitet haben.
Arlen Specter
Arlen Specter
Roger Goodell
Roger Goodell
Bill Belichick
Bill Belichick
von Igor Holzheu - 
Donnerstag, 14. Februar 2008