www.bigplay.ch
Suchen
Oakland
Al Davis feuert Lane Kiffin – doch das Drama geht weiter
Am Dienstag zog Raiders-Besitzer Al Davis einen Strich unter seiner Fehde mit seinem Head Coach: Er feuerte Lane Kiffin in einem kurzen Telefongespräch. Doch damit ist das Drama wohl noch nicht zu Ende: Davis macht «illoyales Verhalten» und will Kiffin den Rest seines Salärs nicht zahlen. Dieser will das natürlich nicht akzeptieren.
Die Entlassung von Lane Kiffin als Head Coach der Oakland Raiders war seit Wochen, wenn nicht gar seit Monaten erwartet worden. Es gab das Gerücht, dass Raiders-Besitzer Al Davis seinem Head Coach im Frühling ein fertig aufgesetztes Rücktrittsschreiben vorgelegt habe, verbunden mit der Aufforderung dieses zu unterzeichnen. Kiffin weigerte sich und seither wurde immer wieder über eine Entlassung spekuliert, ohne das etwas passierte. Bis am Dienstag: Dann gaben die Raiders bekannt, dass sie Lane Kiffin wegen «illoyalem Verhalten» per sofort entlassen haben.

«Wir haben einen Punkt erreicht, wo ich handeln musste», erklärte Raiders-Besitzer Al Davis an einer seiner seltenen Medienkonferenzen. «Coach Kiffin hat sich in verschiedener Art und Weise gegenüber dieser Organisation als illoyal gezeigt. Er hat Anweisungen missachtet und sich geweigert für Fehler Verantwortung zu übernehmen.» Die Entscheidung sei ihm dennoch nicht leicht gefallen, sagte Davis, denn: «Ich habe ihn 2007 ausgewählt. Heute muss ich feststellen: Ich habe den falschen Mann gewählt.» Lane Kiffin wies den Vorwurf des illoyalen Verhaltens in einem Interview mit dem Sportsender ESPN zurück: «Solche Vorwürfe sind völlig ungerechtfertigt. Diese Lügen schmerzen sehr. Aber die Situation ist so, wie sie ist. Ich und meine Familie werden von da an vorwärts schauen.»

Dass das Verhältnis zwischen dem Raiders-Patriarch und seinem Head Coach schon seit längerem gestört war, ist offensichtlich. Allerdings wird heftig über die Gründe spekuliert: Gemäss Insiderinformationen soll Kiffin mit einigen der Draft-Entscheidungen Davis’ nicht einverstanden gewesen sein. Ausserdem habe ihm dieser in die Zusammenstellung seines Trainerstabs hineingeredet, obwohl Kiffin diesbezüglich freie Hand zugesichert worden sei. Aber auch Kiffin verhielt sich nicht immer sehr geschickt: So schob er nach der Startniederlage gegen die Denver Broncos die Verantwortung auf Defensive Coordinator Rob Ryan, einen Coach, denn Kiffin in der letzten Offseason eigentlich hatte feuern wollen, damit aber am Veto von Davis gescheitert ist.

Lane Kiffin, der Sohn von Monte Kiffin, dem Defensive Coordinator der Tampa Bay Buccaneers, war Anfang 2006 im Alter von erst 31 Jahren als jüngster Head Coach in der NFL-Geschichte von Davis verpflichtet worden. Zuvor hatte im Trainerstab der USC Trojans gearbeitet, zuletzt als Offensive Coordinator. Kiffins Nachfolge tritt nun Offensive Line-Coach Tom Cable an. Dieser war von 2000 bis 2003 Head Coach der University of Idaho, danach Offensive Coordinator der UCLA Bruins. 2006 wechselte er als Offensive Line-Coach in die NFL zu den Atlanta Falcons, ein Jahr später zu den Oakland Raiders.

Mit der Entlassung von Lane Kiffin zieht Al Davis zwar einen vorläufigen Schlussstrich unter die Beziehung zu seinem ungeliebten Head Coach. Allerdings dürfte es noch nicht das Ende des Dramas sein: Weil die Raiders «illoyales Verhalten» als Kündigungsgrund angeben, wollen sie Kiffin die Zahlung des noch ausstehenden Honorars verweigern. Kiffin hatte 2006 einen Dreijahres-Vertrag über sechs Millionen Dollar unterzeichnet. Der Gefeuerte hat angekündigt, gegen Davis’ Entscheid bei NFL-Commissioner Roger Goodell zu rekurrieren. Davis versucht es im «Fall Kiffin» somit mit der gleichen Taktik wie im «Fall Shanahan»: 1989 feuerte er den damaligen Raiders-Head Coach und verweigerte auch ihm die Lohnfortzahlung. Am Ende einigten sich die beiden Seiten in einem Vergleich, doch der heutige Broncos-Head Coach merkt noch heute bei passender Gelegenheit an, dass Davis ihm «eigentlich noch eine Stange Geld schulde».
Al Davis
Al Davis
Lane Kiffin
Lane Kiffin
Tom Cable
Tom Cable
von Stefan Feldmann - 
Mittwoch, 1. Oktober 2008