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Tony Dungy tritt ab – Jim Caldwell neuer Colts-Head Coach
Am Montagabend gab Tony Dungy bekannt, was alle erwartet haben: Er tritt nach sieben Jahren als Head Coach der Indianapolis Colts zurück. Er wolle sich mehr Zeit für seine Familie und gesellschaftliche Projekte nehmen, so erklärte er. Neuer Colts-Head Coach ist sein bisheriger Stellvertreter Jim Caldwell.
«Meine Familie und ich haben das ausführlich miteinander diskutiert und wir haben das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um ein neues Kapital anzufangen.» Mit diesen Worten erklärte ein sichtlich bewegter Tony Dungy am Montagabend in Indianapolis seine Rücktritt als Head Coach der Indianapolis Colts. «Vergisst keine Tränen für mich. Ich hatte die Möglichkeit, einen Traum zu leben. Diese Chance haben nicht viele Menschen.»

Der Rücktritt von Tony Dungy war erwartet worden. Zum einen trug sich der bei seinen Spielern und in der Liga sehr geschätzte Head Coach in den vergangenen Jahren immer wieder mit Rücktritts-Gedanken. Zum anderen hatte er in Interviews in den letzten Wochen diese Möglichkeit immer wieder angedeutet: Er wolle sich mehr Zeit für seine Familie nehmen und sich in der Gesellschaft engagieren, etwas der Gesellschaft von «seinem Glück» zurückgeben. Nach dem Aus der Colts in der ersten Playoff-Runde Anfang Januar nahm sich Dungy eine Woche Zeit, den Entscheid mit seiner Familie zu diskutieren. Am Sonntagabend informierte er dann Colts-Präsident Bill Polian über seinen Entscheid.

Mit Tony Dungy verliert die NFL einen ihrer besten und beliebtesten Coaches der letzten Jahre. Tony Dungy, der als Defensive Back mit den Pittsburgh Steelers 1978 einen Super Bowl-Titel gewinnen konnte, begann unter Chuck Noll 1981 als Coach zu arbeiten. Über Kansas City und Minnesota führte ihn der Weg schliesslich nach Florida, wo er 1996 die Tampa Bay Buccaneers als Head Coach übernahm. Innert kürzester Zeit machte Dungy aus dem bis dahin ziemlich erfolglosen Team einen Titelkandidaten, dies unter anderem dank der von ihm entwickelten «Tampa 2-Defense». Mit den Bucs schaffte er den Sprung in die Super Bowl aber nicht ganz und wurde deshalb 2001 nach einem erneuten vorzeitigen Aus in den Playoffs entlassen. Ein Jahr später holten die Bucs allerdings unter dem neuen Head Coach Jon Gruden mit dem noch von Dungy zusammengestellten Team dann doch noch den Super Bowl-Titel.

Aber auch Tony Dungy konnte schliesslich noch selber einen Super Bowl-Titel feiern: Nach mehreren Anläufen erreichten die Indianapolis Colts, die er seit 2002 trainierte, die Super Bowl XLI und besiegten dort die Chicago Bears. Dank des Sieges wurde Dungy der erste afroamerikanische Head Coach, der ein Team zum Super Bowl-Sieg führte. Mit den Buccaneers und den Colts erreichte Dungy in 13 Saisons als NFL-Head Coach elfmal die Playoffs, davon zuletzt zehnmal in Folge – auch das ein NFL-Rekord. Dungy tritt mit einer Bilanz von 148 Siegen und 79 Niederlagen ab.

Nachfolger Dungys als Colts-Head Coach wird Jim Caldwell. Dieser war bislang Tony Dungys Stellvertreter und war von Colts-Besitzer Jim Irsay bereits vergangenen Frühling als neuer Head Coach für die Zeit nach Dungys Rücktritt designiert worden. Caldwell war als Coach bei verschiedenen Universitäten tätig, zuletzt von 1993 bis 2000 als Head Coach der Wake Forest University. Von dort holte ihn Dungy 2001 zu den Tampa Bay Buccaneers, ein Jahr später folgte ihm Caldwell dann nach Indianapolis.

Jim Caldwell ist nur der letzte eine inzwischen beachtlichen Reihe von ehemaligen Dungy-Assistenten, die von einem NFL-Team zum Head Coach berufen wurde. So gehörten zu seinem Trainerstab in Tampa Bay einst Herman Edwards (Chiefs-Head Coach), Lovie Smith (Bears-Head Coach), Mike Tomlin (Steelers-Head Coach) oder Rod Marinelli (ehemaliger Lions-Head Coach). Und bald könnte noch ein weiterer Name dazu kommen: Leslie Frazier, aktuell der Defensive Coordinator der Minnesota Vikings, ist bei diversen Team als möglicher neuer Head Coach im Gespräch.
Tony Dungy
Tony Dungy
Jim Caldwell
Jim Caldwell
von Ritschi Sommerer - 
Dienstag, 13. Januar 2009