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New Orleans
Sean Payton wieder im Amt, «Kopfgeld-Affäre» (fast) abgeschlossen
Das NFL-Jahr 2012 stand stark im Zeichen der «Kopfgeld-Affäre» bei den New Orleans Saints. Doch nun scheint die Affäre (fast) abgeschlossen: Am Dienstag hat NFL-Commissioner Roger Goodell Saints-Head Coach Sean Payton wieder zum Spielbetrieb zugelassen.
Es war 2012 der Schocker der Offseason: Anfang März 2012 hatte die NFL publik gemacht, dass bei den New Orleans Saints von 2009 bis 2011 offenbar ein illegales Bonus-System für Defense-Spieler bestanden hatte. Dabei sollen Verteidiger, die einen gegnerischen Spieler derart hart tackelten, dass er nicht mehr ins Spiel zurückkehren konnte, Geld aus einer geheimen Kasse erhalten haben. NFL-Commissioner Roger Goodell sprach aufgrund der Ermittlungsergebnisse Anfang Mai Sperren gegen den General Manager, drei Coaches und vier Spieler der Saints aus.

Am Dienstag hat nun NFL-Commissioner Roger Goodell den für die ganze letzte Saison gesperrten Saints-Head Coach Sean Payton wieder zum Spielbetrieb zugelassen. Somit darf Payton auch den Senior Bowl am Samstag in Mobile, Alabama, besuchen, wo die besten Draft-Kandidaten ein letztes Mal ihr Talent in einem Spiel zeigen. An diesem Anlass sind in der Regel alle NFL-Teams mit hochrangigen Delegationen auf der Tribüne vertreten. Der Entscheid der NFL fiel nach einem Gepräch zwischen Goodell und Payton und kommt wenig überraschend: Payton hatte sich während den Sperren genauestens an die Auflagen gehalten, so dass die Wiederzulassen eigentlich nur eine Formsache war.

«Ich bin dankbar, dass Commissioner Goodell mich wieder zum Spielbetrieb zugelassn hat», erklärte Sean Payton nach Bekanntgabe des Entscheids in einem Mediencommunique. «Wie ich bereits im März gesagt habe, anerkenne ich, dass wir Fehler gemacht haben, die die Richtlinien der NFL verletzt haben. Ich habe dem Commissioner versichert, dass wir in Zukunft genau darauf achten werden, die Vorgaben der NFL einzuhalten. Ich habe viel aus den gemachten Fehlern gelernt und blicke auch deshalb mit viel Optimismus in die Zukunft.»

Wenige Tage vor dem Entscheid der NFL wurde in New Orleans zudem das wohl letzte Kapitel der Affäre auf juristischer Ebene beendet. Linebacker Jonathan Vilma, dessen ebenfalls saisonlange Sperre von Paul Tagliabue, Goodells Vorgänger und eigens für diesen Fall eingesetzten ausserordentlichen Rekursrichters, aufgehoben worden war, hatte bei einem Bundesgericht in New Orleans Klage wegen übler Nachrede gegen Goodell eingereicht. Diese Klage ist nun von Richterin Ginger Berrigan, der der Fall zugeteilt worden war, abgewiesen worden. Berrigan kritisierte zwar gewisse Äusserungen Goodells und sah die Fairness im Verfahren nicht jederzeit als gegeben an. Sie konnte aber in den Aktionen des Commissioners keinen Vorsatz erkennen, Vilma zu schaden, und wies deshalb die Klage ab. Vilmas Anwalt zeigte sich zwar vom Urteil enttäuscht und kündigte an, dass man die weiteren Schritte prüfen werde. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Vilma gegen die Einstellungsverfügung vorgehen wird, denn inzwischen hat sich unter den Beteiligten, aber auch in den Medien der Konsens herausgebildet, dass es besser ist, die Affäre nun ruhen zu lassen.

Einziges offenes Kapital der «Kopfgeld-Affäre» bleibt damit der Fall des vormaligen Saints-Defensive Coordinators Greg Williams: Er ist von der NFL auf unbestimmte Zeit suspendiert. Aufgrund des Befundes von Tagliabue, der ihm die Hauptschuld am illegalen Bonus-System zuweist, dürfte es für ihn nicht einfach sein, bald in die NFL zurückzukehren. Gemäss der Liga-Zentrale ist es ihm zwar wieder erlaubt, sich bei den NFL-Teams um Jobs zu bewerben. Da aber über eine Wiederzulasung erst nach einem allfälligen Job-Angebots eines Teams entschieden wird, wird sich angesichts dieser Ungewissheit wohl kein Team so schnell auf Williams einlassen.
Sean Payton
Sean Payton
Roger Goodell
Roger Goodell
Jonathan Vilma
Jonathan Vilma
von Markus Stadelmann - 
Mittwoch, 23. Januar 2013