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Texas Rangers draften Russell Wilson als Second Baseman
Was früher durchaus üblich war, ist heute kaum noch möglich: Spieler, die gleichzeitig professionell Football und Baseball spielen. Doch das hielt die Texas Rangers letzte Woche noch davon ab, Seahawks-Quarterback Russell Wilson als Second Baseman zu draften.
Normalerweise geht der «Rule 5»-Draft der Major League Baseball (MLB) ohne viel Aufmerksamkeit über die Bühne. Grosse Stars stehen dort kaum je zur Auswahl. Ganz anders Mitte letzter Woche: Da überraschten die in Dallas beheimateten Texas Rangers die Sportwelt damit, dass sie einen Second Baseman namens Russell Wilson drafteten. Nicht irgendein Russell Wilson, sondern den Quarterback der Seattle Seahawks. Schnell war die Nachricht die Haupt-Schlagzeile in allen Sportsendungen.

In der Tat hatte Russell Wilson einst an der High School und im College an der North Carolina State University neben Football auch Baseball gespielt. 2010 wurde er von den Colorado Rookies in der vierten Runde des College-Drafts der MLB verpflichtet. Im Jahr darauf besuchte Wilson das Frühlings-Trainingslager der Rookies und spielte 32 Spiele als Second Baseman bei deren Farmteam in Pasco, Washington, bevor er sich dann für sein letztes College-Jahr an der University of Wisconsin einschrieb. Ein Jahr später wurde er dann von den Seattle Seahawks in der dritten Runde des Drafts verpflichtet.

Russell Wilson zeigte sich über die Entscheidung der Texas Rangers überrascht und machte klar, dass er nicht gedenke, eine Karriere als Star zweier Sportarten ins Auge zu fassen: «Ich liebe Baseball. Es ist ein schöner, traditionsreicher Sport. Ich habe mein Leben lang Baseball gespielt. Aber Football ist meine erste und grösste Liebe. Und in ihm will ich Erfolg haben, auf ihn will ich mich konzentrieren.» Immerhin: Wilson kündigte an, im Frühling allenfalls mal bei den Texans auf einen Schwatz mit den Spielern vorbeizuschauen. Und vielleicht war ja das auch die Idee der Texans dahinter: Medienaufmerksamkeit zu erzielen, kosten tut sie die Aktion praktisch nichts.

Dass Sportler gleichzeitig professionell Football- und Baseball spielen, war in grauer Vorzeit durchaus üblich: Von den 1920er- bis in die 1940er-Jahren hinein spielten zahlreiche Athleten in beiden Ligen, darunter auch heutige Hall of Famers wie Ernie Nevers, Jim Thorpe, Paddy Driscoll oder der kürzlich verstorbene Ace Parker. Ihnen kam entgegen, dass sich die Saisons der beiden Ligen praktisch nicht überlappten und die Offseasons noch wirklich solche waren, ohne Trainingslager und Minicamps.

Der zunehmende Rund-ums-Jahr-Betrieb sowie die Spezialisierung insbesondere im Football machte es dann aber zunehmend schwieriger, eine Karriere in beiden Sportarten zu verfolgen. In der jüngeren Vergangenheit gibt es deshalb nur zwei bekannte Spieler, die sowohl in der NFL als auch der MLB spielten: Heisman-Trophy-Gewinner Bo Jackson spielte in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre parallel als Running Back für die Los Angeles Raiders und als Outfielder für die Kansas City Royals. Und Hall of Fame-Cornerback Deion Sanders spielte in den 1990er Jahre nicht nur für die Atlanta Falcons, San Francisco 49ers und Dallas Cowboys in der NFL, sondern auch für die New York Yankees, Atlanta Braves, Cincinnati Reds und San Francisco Giants in der MLB. Er stand sogar in beiden Ligen jeweils im Endspiel: Mit den 49ers und den Cowboys gewann er zweimal die Super Bowl, mit den Braves verlor er 1992 in den World Series.
Russell Wilson
Russell Wilson
von Rolf Gafafer - 
Samstag, 14. Dezember 2013