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Los Angeles Chargers
Umzug nach LA: Chargers verlassen nach 56 Jahren San Diego
Durchgesickert war es bereits am Mittwochabend, doch erst am Donnerstag machte es Chargers-Chairman Dean Spanos offiziell: Er hat die Hoffnung auf ein neues Stadion in San Diego aufgegeben und nimmt die Option für einen Umzug nach Los Angeles wahr. So mit verlassen die Chargers San Diego nach 56 Saisons.
Seit bald zwei Jahrzehnten wird in San Diego an Plänen für ein neues Football-Stadion gebastelt, um das 50 Jahre alte Qualcomm-Stadion, seit 1967 die Heimat der San Diego Chargers, durch eine zeitgemäss Anlage zu ersetzen. Doch Streitereien über die Finanzierung und den Standort haben die Pläne immer wieder scheitern lassen. So auch letzten November als eine Initiative für einen Finanzbeitrag der öffentlichen Hand an ein neues Stadion mit nur 43 Prozent Zustimmung an der Urne scheiterte. Und so entschied sich Chargers-Chairman Dean Spanos, die Option wahrzunehmen, die ihm letztes Jahr anlässlich des Entscheids zugunsten eines Umzugs der St. Louis Rams nach Los Angeles von den NFL-Besitzern eingeräumt wurde, und verlässt mit seinem Team San Diego nach 56 Saisons Richtung Los Angeles.

Am Donnerstag informierte Chargers-Chairman Dean Spanos, der Sohn des greisen Chargers-Besitzer Alex Spanos, die Angestellten über den geplanten Umzug. In einem Medienstatement erklärte er anschliessend: «Nach sorgfältigen Überlegungen, habe ich entschieden die Chargers nach Los Angeles zu verlegen. San Diego war während 56 Saisons unsere Heimat. Die Stadt wird immer Teil unserer Identität sein und wir sind dafür dankbar. Doch nun schlagen wir eine neue Seite auf und beginnen eine neue Ära als Los Angeles Chargers.»

Kurz vor Ablauf der Frist zur Wahrnehmung der Option morgen Sonntag hatte die NFL diese noch um zwei Tage bis Dienstag verlängert. Dadurch keimten kurzzeitig Hoffnungen auf, dass es doch noch gelingen könnte, einen Finanzierungsplan für ein neues Stadion auf die Beine zu stellen. Gemäss Informationen der Medien bestand am Schluss eine Finanzierungslücke von 175 Millionen Dollar. In Tat und Wahrheit war diese aber wohl grösser, da die mit einberechneten 375 Millionen Dollar der öffentlichen Hand erneut einen Urnenentscheid bzw. bei 100 Millionen ein Ja von Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown bedurft hätten. Letzterer gilt aber als klarer Gegner einer Finanzierung von Stadion durch die öffentliche Hand und ein positiver Ausgang einer neuen Abstimmung stand auch in den Sternen. So fehlte am Ende wohl eher eine halbe Milliarde Dollar für eine Lösung.

Was Dean Spanos zu seinem Entscheid ebenfalls gedrängt haben dürfte, ist die Tatsache, dass die Option, als zweites Tam nach Los Angeles zu kommen, nach einer Nichtnutzung durch die Chargers automatisch an die Oakland Raiders gefallen wäre. Raiders-Besitzer Mark Davis will zwar mit seinem Team nach Las Vegas umziehen, aber was, wenn das doch nicht klappt, wenn die Finanzierung scheitert oder die NFL-Besitzer ihr Plazet nicht gegeben? Dann hätte Davis mit grösster Wahrscheinlichkeit die Option gezogen, zumal das Team unter seinem Vater Al ja bereits von 1982 bis 1994 in Los Angeles gespielt hatte und in Südkalifornien noch immer über eine breite Fanbasis verfügt. Und diess Risiko wollte Dean Spanos schlicht nicht eingehen.

Der Umzug der Chargers ist per sofort wirksam, eine Zustimmung der NFL-Besitzer ist nicht mehr nötig. Für das Recht an Los Angeles muss die Besitzerfamilie 550 Millionen Dollar an die Liga zahlen, verteilt über zehn Jahre. Das provisorische Hauptquartier schlägt das Team in Costa Mesa im Orange County etwa 60 Kilometer südlich von Downtown Los Angeles auf. Dort hat man bereits Büroflächen und ein angrenzendes Gelände für Trainingsfelder gemietet. In den nächsten beiden Saisons wird das StubHub Center des Fussball-Clubs LA Galaxy, in dem 30'000 Zuschauer Platz finden, das Heimstadion der Chargers sein. Ab 2019 spielen die Chargers dann als Untermieter von Rams-Besitzer Stan Kroenke in dessen neuem Superstadium in Inglewood. Den entsprechenden Mietvertrag hatten die Chargers vorsorglich bereits letztes Jahr abgeschlossen.

Mit dem Umzug nach Los Angeles kehren die Chargers nach 56 Saisons in San Diego an den Ort ihrer Gründung zurück: Das Team wurde 1960 als Los Angeles Chargers in der American Football League (AFL) gegründet. Doch bereits nach einem Jahr setzte man sich nach Süden, nach San Diego ab, wo man keine Konkurrenz durch ein NFL-Team hatte. Ob und wie schnell es den Chargers gelingt, in Los Angeles eine neue Fanbasis aufzubauen, darüber gehen die Meinungen auseinander. In San Diego in jedem Fall lässt der Entscheid, wie schon in St.Louis vor einem Jahr beim Umzug der Rams, viele gebrochene Football-Fan-Herzen zurück.
Dean Spanos
Dean Spanos
Das neue NFL-Stadion in Inglewood
Das neue NFL-Stadion in Inglewood
von Stefan Feldmann - 
Freitag, 13. Januar 2017