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Relocation-History der NFL: Arizona Cardinals
Innert einem Jahr sind mit den Rams und den Chargers zwei NFL-Teams umgezogen, mit den Raiders plant ein drittes einen Umzug. Aus diesem Anlass beleuchtet www.bigplay.ch in einer Serie die Relocation-History der NFL. Heute: Die Arizona Cardinals

Die Chicago Bears werden heute so stark mit ihrer Stadt identifiziert, dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass die «Windy City» eigentlich einst das Revier eines anderen NFL-Teams war, das der Chicago Cardinals. Die Cardinals sind die älteste aller heutigen NFL-Franchises, waren 1898 als Morgan Athletic Club gegründet worde und waren lange Zeit nach ihrer Spielstätte an der Racine Street im Süden von Chicago als Racine Cardinals bekannt. 1920 gehörten die Cardinals zu den acht Gründerteams der NFL und gewannen 1925 die NFL-Meisterschaft.

Spätestens ab den 1930er Jahren gerieten die Cardinals aber gegenüber dem Lokalrivalen Chicago Bears, die 1921 aus Decatur, Illinois, nach Chicago gekommen waren ins Hintertreffen: Während die Bears Titel an Titel reihten, bewegten sich die Cardinals zumeist in den Tiefen der Tabelle. Einzig in der zweiten Hälte der 1940er Jahre gab es ein kurzes Aufbäumen, als es Cardinals-Besitzer Charles Bidwill gelang, rund um Halfback Charley Trippi das sogenannte «Dream Backfield» zusammenzustellen, mit dem das Team 1947 den zweiten Titel der Teamgeschichte erringen konnte. Charles Bidwill erlebte den Triumph aber nicht mehr: Er war bereits im Frühling desselben Jahres gestorben.

Durch den Tod ihres Mannes kam Violet Bidwill in den Besitz des Teams und sie war es denn auch, welche 1960 den ersten Umzug der Cardinals veranlasste: Sie wollte nicht mehr die zweite Geige in Chicago spielen und dabei erst noch Geld verlieren. Bei ihren Umzugsplänen spielte ihr eine spezielle Konstellation in die Hände: Anfang der 1960er Jahre erhielt die NFL durch die neugegründete AFL ernstzunehmende Konkurrenz. Und für die NFL machte es da keinen Sinn, zwei Teams in Chicago zu haben und andere Grossstädte ohne Profi-Footballteams kampflos der AFL zu überlassen. St. Louis war eine dieser Städte und so erlaubte die NFL Violet Bidwill Ende 1959 das Team in die Stadt in Missouri zu verlegen. Die St. Louis Cardinals waren geboren.

Allerdings war die Stadion-Situation in St. Louis nicht ideal, so dass die Brüder Bill und Charles Bidwill Jr. die Cardinals, die sie nach dem Tod ihrer Mutter 1962 geerbt hatten, 1964 beinahe nach Atlanta verlegt und zu den Atlanta Cardinals gemacht hätten. Doch mit dem Bau eines neuen Stadions konnte das Team dann doch in St. Louis gehalten werden. Zumindest bis in die 1980er Jahre, denn nach der Saison 1987 verlor die Stadt das Team doch wieder: Bill Bidwill, inzwischen der alleinige Besitzer, war einmal mehr mit der Stadionsituation und dem Zuschauer-Zuspruch in St. Louis unzufrieden und prüfte eine Verlegung seines Teams nach Baltimore, Jacksonville oder Phoenix. Er entschied sich schliesslich für letztere und so wurden die Cardinals 1988 zu den Phoenix Cardinals bzw. ab 1994 zu den Arizona Cardinals.

Doch auch in Arizona machten immer wieder neue Relocation-Gerüchte die Runde. Der Grund war auch hier die Stadion-Situation: Die Cardinals teilten sich das Stadion mit dem Team der Arizona State University, Pläne für ein eigenes Stadion zerschlugen sich mehrmals. Und so stand immer mal wieder ein Umzug ins nahe Südkalifornien zur Diskussion, wo Los Angeles seit 1995 ohne Team dastand. Doch letztlich wurde es nichts mit den Los Angeles Cardinals, auch weil es mit einer eigenen Arena dann doch noch klappte: 2006 konnten die Arizona Cardinals in Glendale, einem Vorort von Phoenix, endlich ihre eigene Heimstätte eröffnen.

Violet Bidwill
Violet Bidwill
Bill Bidwill
Bill Bidwill
von Stefan Feldmann - 
Montag, 6. März 2017