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Relocation-History der NFL: Las Vegas Raiders
Innert einem Jahr sind mit den Rams und den Chargers zwei NFL-Teams umgezogen, mit den Raiders folgt schon bald ein drittes. Aus diesem Anlass beleuchtet www.bigplay.ch in einer Serie die Relocation-History der NFL. Heute: Die Las Vegas Raiders

Las Vegas Raiders – an diesen Namen werden sich die NFL-Fans erst noch gewöhnen müssen: Ende März haben die NFL-Besitzer der Verlegung der Oakland Raiders nach Las Vegas ohne nennenswerte Opposition zugestimmt. Noch ist es nicht ganz soweit: Zuerst muss jetzt in der Spielerstadt im Süden Nevadas das neue Stadion gebaut werden. 2020 soll es dann mit dem Umzug der Raiders soweit sein.

Die Relocation nach Las Vegas ist allerdings nicht die erste der Teamgeschichte. Und die vergangenen gingen auch nicht so geschmeidig über die Bühne. Was vor allem an einer Person lag: Raiders-Patriarch Al Davis. Dieser war 1964 als Head Coach zu den vier Jahren zuvor gegründeten Oakland Raiders gestossen, 1968 wurde er Mitbesitzer des Teams und dort bald der starke Mann. Davis, der sich Mitte der 1960er Jahre als kurzzeitiger AFL-Commissioner der Fusion mit der NFL widersetzt hatte, pflegte stets ein Image als Aussenseiter unter den NFL-Besitzern, was ihn immer wieder in Konflikte mit seinen Kollegen führte, gerade auch wenn es um die Verlegungen seines Teams ging.

Anfang der 1980er Jahre scheiterte der Versuch, das Oakland-Alameda County Coliseum zu renovieren und mit Luxus-Suiten auszustatten. Deshalb beschloss Al Davis sein Team an einen anderen Ort zu verlegen und entschied sich für Los Angeles. Dort waren die Los Angeles Rams gerade aus dem Los Angeles Memorial Coliseum ausgezogen und Davis wollte deren Platz übernehmen. Doch die NFL-Besitzer blockierten den Umzug einstimmig. Davis und die Betreiber des Coliseums klagten daraufhin gegen die NFL und gewannen den Prozess 1982. Der Weg für den Umzug war nun frei und das Team wurde zu den Los Angeles Raiders.

Doch auch das Los Angeles Memorial Coliseum war nicht gerade die modernste Spielstätte und so wälzte Al Davis schon bald Pläne für ein neues Stadion im Grossraum Los Angeles. Ein erster Anlauf in Irwindale scheiterte, die Stadt verlor dabei zehn Millionen Dollar. Auch ein zweiter Plan, ironischerweise auf dem gleichen Gelände in Inglewood, wo nun das neue Rams-Stadion entsteht, scheiterte. Davis prüfte daraufhin andere Standorte wie Sacramento oder – schon damals – Las Vegas. Am Ende entschied sich der Raiders-Besitzer aber für eine Rückkehr nach Oakland, das einer Renovation des Oakland-Alameda County Coliseums zustimmte: Die Oakland Raiders kehrten 1995 zurück.

Das Grundproblem in Oakland blieb aber: Trotz Renovation blieb das Coliseum eine veraltete Spielstätte, die sich die Raiders zudem mit den Oakland A’s, einem Baseball-Team aus der MLB, teilen mussten. Und so trug sich nach dem Tod von Al Davis im Jahr 2011 auch dessen Sohn und Erbe Mark Davis bald mit neuen Umzugsplänen, etwa nach San Antonio, Texas, oder nach Portland, Oregon. 2015 tat er sich dann mit Dean Spanos, dem Besitzer der San Diego Chargers, für ein gemeinsames Projekt in Carson, einem Vorort von Los Angeles zusammen. Doch die NFL-Besitzer gaben im Januar 2016 dem Projekt von Stan Kroenke, dem Besitzer der St. Louis Rams den Vorzug. Der Weg für die Raiders zurück nach Los Angeles war versperrt.

Da ein neues Stadion in Oakland ausser Reichweite schien, richtete Al Davis seinen Blick bald statt nach Süden nach Südosten, nach Las Vegas. Innert weniger Monaten brachte er dort ein 1,9 Milliarden Dollar teures Stadion-Projekt auf den Weg und sicherte sich dafür vom Staat Nevada die Rekordsumme von 750 Millionen Dollar an öffentlichen Geldern. Und Ende März war es dann soweit: Die NFL-Besitzer stimmten der Relocation der Raiders nach Las Vegas mit nur einer Gegenstimme zu. Wenn der Stadion-Bau wie geplant verläuft, heisst es deshalb ab 2020 definitiv: Vorhang auf und Bühne frei für die Las Vegas Raiders.

Al Davis
Al Davis
Mark Davis
Mark Davis
von Stefan Feldmann - 
Montag, 10. April 2017