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Relocation-History der NFL: Tennessee Titans
Innert einem Jahr sind mit den Rams und den Chargers zwei NFL-Teams umgezogen, mit den Raiders folgt schon bald ein drittes. Aus diesem Anlass beleuchtet www.bigplay.ch in einer Serie die Relocation-History der NFL. Heute: Die Tennessee Titans

Kenneth Stanley «Bud» Adams gehörte 1959 zu jenen Männern rund um Lamar Hunt, die später als der «Foolish Club» bekannt wurden: Jene acht Männer, die 1959 das waghalsige Unternehmen wagten, die etablierte NFL mit einer Konkurrenzliga, der American Football League (AFL), herauszufordern. Adams und Hunt, beides Sprösslinge von reichen Öl-Baronen, hatten zuvor versucht die St. Louis Cardinals zu kaufen, waren aber als junge Emporkömmlinge bei den alteingesessenen NFL-Besitzern abgeblitzt. Und so gründeten Adams und Hunt eben ihre eigene Liga.

Bud Adams, damals noch keine 30 Jahre alt, übernahm in der AFL die Franchise für Houston und hatte schnellen Erfolg: Die Houston Oilers gewann in den ersten beiden AFL-Saisons jeweils den Titel. 1968 erhielten die Oilers schlieslich mit dem Astrodome eine neue, permanente Heimat. Der Astrodome war das erste überdachte Stadion und wurde damals als «achtes Weltwunder» bezeichnet, wirkt aber heute neben dem gleich nebenan gebauten NRG-Stadium schon fast niedlich klein. Der Astrodome blieb während 29 Jahren die Heimat des Teams.

Mitte der 1980er Jahre war der Astrodome etwas in die Jahre gekommen und als Bud Adams damit drohte, das Team nach Jacksonville zu verlegen, investierte der Besitzer, das Harris County, 87 Millionen in eine Renovation. Doch Anfang der 1990er Jahre, die Oilers hatten gerade einen Lauf, lobbyierte Adams für einen weiteren Ausbau, doch biss diesmal auf Stein: Die Region Houston kämpfte noch mit den Folgen der Öl-Krise der 1980er Jahre und sah sich sich nicht in der Lage, nochmals Geld in den Astrodome zu stecken. Und so sah sich Bud Adams nach anderen Optionen um und verkündete nach dem Abschluss der Saison 1995, dass er mit dem Team nach Nashville, Tennessee, umziehen werde, sobald dort das für die Oilers geplante Stadion erstellt sein würde. Bis dahin, so Adams, plane er mit seinem Team weiter in Houston zu spielen. Musste er auch: Denn der aktuelle Mietvertrag für den Astrodome lief noch bis und mit der Saison 1998.

Die Saison 1996 wurde für die Oilers in Houston aber zum Desaster: Bei den Heimspielen verirrten sich in der Regel weniger als 20'000 Zuschauer in das 60'000 Personen fassende Stadion. Streckenweise war es so leise, dass man sich mehr in einer Kirche denn in einem Sportstadion wähnte. Alle Beteiligten erkannten schnell, dass ein weiterer Verbleib des Teams in Houston keinen Sinn ergibt: Die NFL und die Oiles handelten deshalb mit dem Harris County einen Vertrag aus, der es den Oilers erlaubte vorzeitig den Mietvertrag zu beenden.

Da das Stadion in Nashville aber nicht vor 1999 bezugsbereit sein würde, musste das nun Tennessee Oilers genannte Team nach Übergangslösungen suchen: 1997 spielte man im Liberty Bowl Memorial Stadium in Memphis, 1998 im Vanderbilt Stadium in Nashville. 1999 erfolgt dann der Umzug ins neue, eigene Stadion nach Nashville. Und zu diesem Anlass erhielt das Team dann auch seinen neuen Namen: Tennessee Titans.

Bud Adams
Bud Adams
von Stefan Feldmann - 
Montag, 17. April 2017