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Draft
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In den Anfangsjahren der NFL war es üblich, dass die besten College-Spieler bei jenen Teams einen Vertrag abschlossen, welche ihnen dafür am meisten Geld boten. Dies hatte auf das Gefüge der NFL eine ungute Wirkung. Zum einen stiegen die Gehälter der Spieler für damalige Zeit in enorme Höhen und liessen viele Teams finanziell zusammenbrechen – Mitte der 1930er Jahre umfasste die NFL nur mehr gerade neun Teams. Zum anderen führte es dazu, dass sich die finanzstarken Teams die besten Spieler kauften und die Meisterschaft dominierten – es entstand in der NFL eine Zweiklassengesellschaft.

Mitte der 1930er Jahre kam deshalb Bert Bell, Besitzer der Philadelphia Eagles, auf die Idee, die College-Spieler künftig in einem Draft auf die NFL-Teams zu verteilen. Und zwar sollte das schlechteste Team der vergangenen Saison in jeder Runde jeweils den ersten Pick haben, der NFL-Meister des Vorjahres den letzten Pick. Bell brachte diese Idee durchaus aus eigennützigen Gründen ein – die Eagles waren zu jener Zeit regelmässig das schlechteste Team der NFL –, dennoch gelang es ihm, die anderen NFL-Besitzer von seiner Idee zu überzeugen.

Am 8. Februar 1936 fand im Ritz-Carlton Hotel in Philadelphia der erste Draft der NFL-Geschichte statt. Als erster Spieler wählten die Philadelphia Eagels Jay Berwanger, einen Back der University of Chicago. Ironischerweise entschied sich Berwanger aber gegen eine NFL-Karriere und widmete sich lieber seiner Karriere als Anwalt.

Das Draft-System etablierte sich schnell, erfuhr aber während der Zeit immer wieder Änderungen, etwa was die Anzahl der Draft-Runden betrifft. Wurde die Zahl 1939 auf 20 Runden festgelegt, so stieg sie in den 1940er Jahren auf 30 Runden. 1967 wurde sie auf 17 Runden reduziert und – auch in Folge der gestiegenen Zahl von Teams – bis 1994 kontinuierlich auf 7 Runden gesenkt. Zwischen 1947 und 1958 wurde zudem der erste Pick der ersten Runde durch eine Lotterie vergeben.

Wegen der Gründung der AFL fanden die Drafts zwischen 1960 und 1967 – dem Jahr des ersten gemeinsamen Drafts – im Geheimen statt. Die Konkurrenz von NFL und AFL führte dazu, dass ein Spieler meistens von je einem Team der beiden Ligen gleichzeitig gedraftet wurde. In dieser Zeit kam es durchaus vor, dass ein Team seine Wunsch-Spieler, welche es zu draften beabsichtigte, unter scharfe Bewachung stellte, damit das Team aus der Konkurrenzliga keine Vertragsverhandlungen aufnehmen konnte. Teilweise warfen sich die Teams sogar gegenseitig Kidnapping vor.

Eine besondere Stellung in der Geschichte des Drafts nimmt die «Class of 83» ein, in welcher in der ersten Runde gleich sechs spätere Hall of Fame-Spieler gedraftet wurden, darunter mit John Elway, Jim Kelly und Dan Marino drei der grössten Quarterbacks der jüngeren NFL-Geschichte. Verschiedenen Teams ist es auch gelungen, über den Draft eine Meistermannschaft aufzubauen: So verpflichteten die Pittsburgh Steelers zwischen 1970 und 1974 neun Spieler – alleine 1974 waren es vier –, welche die Steelers zu vier Super Bowl-Triumphen führten und heute der Hall of Fame angehören. Alles in allem kann aber festgehalten werden, dass das Ziel des Drafts, die NFL-Teams in etwa gleich stark und damit die Meisterschaft spannend zu halten, erreicht worden ist.
NFL Draft
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Spannung bei den Draft-Managern: Wer landet bei welchem Team?
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Die Teams planen den Draft heute bis ins letzte Detail.
Die Teams planen den Draft heute bis ins letzte Detail.
von Stefan Feldmann - 
Donnerstag, 23. April 2009