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Legends - Games
1981 - San Francisco 28, Dallas 27
The Catch
Als Direktor für Football Operations der Cleveland Browns war es Ende der 1990er Jahre die Aufgabe von Dwight Clark, die besten College-Spieler für die Browns zu finden und einzufangen. Und auch wenn ihm dies durchaus gelang, so muss doch festgehalten werden, dass keiner seiner Fänge so gut war, wie derjenige im NFC Championship Game von 1981. Clarks Fang, war nicht irgendein Passfang, es war schlicht «der» Fang, die Krönung eines auch ansonsten aussergewöhnlichen Spiels.
Die San Francisco 49ers beendeten die Regular Season 1981 mit der besten Bilanz aller NFL-Teams: 13 Siege und 3 Niederlagen. Aussicht auf Erfolg räumten ihnen dennoch die wenigsten Experten ein, das Team sei mit 13 Rookies im Kader zu jung für den grossen Erfolg. Ausser dem in seinem dritten Jahr stehenden, populären Quarterback Joe Montana, Wide Receiver Freddie Solomon und Linebacker Jack «Hacksaw» Reynolds waren die 49ers-Spieler ziemlich unbekannt. Kam hinzu, dass ihre Franchise nicht gerade der Inbegriff des Erfolgs war: Nur gerade Anfangs der 1970er Jahre hatten die 49ers dreimal ihre Division gewinnen können. «Generationen von Fans haben mit dem Team gelitten», wusste Ronnie Lott, einer von drei Rookies im Defensive Backfield der 49ers.

Das Spiel war von Beginn weg ein offener Schlagabtausch. Die 49ers bewegten den Ball beinahe nach Belieben, mussten allerdings 6 Turnovers hinnehmen, darunter 3 Interceptions des sonst so zuverlässigen Montana. Die Führung wechselte sechsmal, das fünfte Mal gleich zu Beginn des letzten Viertels, als Cowboys-Tight End Doug Cosbie einen 21 Yards-Touchdown-Pass von Quarterback Danny White fing. Die Gäste lagen mit 27:21 vorne. Und da im Angriffsspiel der 49ers plötzlich nicht mehr viel zusammenging, sah es so aus, als könnte dieser Spielstand am Ende auch das Schlussresultat sein.

Die Verzweiflung der 49ers war beinahe mit Händen zu greifen, als sie fünf Minuten vor Schluss den Ball an ihrer eigenen 11 Yards-Linie zurückerhielten. San Francisco hatte während der ganzen Saison mehr auf das Pass- als das Laufspiel gesetzt und ihr bester Running Back, Ricky Patton, stand verletzt an der Seitenlinie. Doch Head Coach Bill Walsh entschied sich in der letzten Angriffsserie vor allem auf den Lauf zu setzen. Und während Dallas‘ Head Coach Tom Landry in Erwartung von Passpiel einen Nickel-Back, einen fünften Defensive Back hereinnahm, überraschten die 49ers die Cowboys immer wieder mit Läufen, zumeist von Backup-Running Back Lenvil Elliott. Ein überraschender Reverse von Wide Receiver Freddie Solomon brachte 14 Yards ein. Anschliessend fand Montana Tight End Dwight Clark für 10 Yards und Solomon für weitere 12. Und nach einem weiteren 7 Yards-Lauf von Elliott standen die 49ers plötzlich an der 6 Yards-Linie der Cowboys.

Quarterback Joe Montana nahm eine Auszeit und kam zur Besprechung mit Bill Walsh an die Seitenlinie. Dieser gab als Spielzug «Sprint Option Right» aus, erste Anspielstation sollte Wide Receiver Freddie Solomon sein. Doch der Spielzug nahm einen schlechten Beginn: Defensive End Ed «Too Tall» Jones, Defensive Tackle Larry Bethea und Linebacker D.D. Lewis brachen an der Line of Scrimmage durch und jagten Montana aus der Pocket. Dieser lief zur rechten Aussenlinie und warf aus einer ungünstigen Position. Ob der Pass sein Ziel erreichen würde, konnte er nicht sehen: «Alles was ich sah, war wie ‚Too Tall‘ Jones auf mich zu raste.»

Der Pass, vom hinteren Fuss geworfen, war kein besonders schöner, der Fang dafür umso mehr: Clark schraubte sich, bedrängt von Cornerback Everson Walls, in die Luft, machte sich lang und länger, erreichte den Ball gerade so mit den Fingerspitzen und zog ihn an den Körper. Das Heimpublikum raste, die erste Super Bowl-Teilnahme der 49ers war zum Greifen nah. Kicker Ray Wersching versenkte den Extrapunkt zur 28:27-Führung.

Doch die Cowboys hätten sich kurz vor Schluss die Führung beinahe nochmals zurückgeholt: Quarterback Danny White fand Wide Receiver Drew Pearson, welcher freie Bahn zum Touchdown hatte, aber von Cornerback Eric Wright in allerletzter Sekunde gestoppt werden konnte. Beim nächsten Spielzug holte Defensive End Lawrence Pillers White von den Füssen und der andere 49ers-End, Jim Stuckey, sicherte sich den dabei verursachten Fumble – das Spiel war vorbei.

Der Passfang von Dwight Clark sicherte den San Francisco 49ers nicht nur die erste Super Bowl-Teilnahme – sie besiegten im grossen Spiel die Cincinnati Bengals mit 26:21 –, sondern legte auch den Grundstein für die erfolgreichste Dekade in der Geschichte einer bis dahin wenig erfolgreichen Franchise: Bis 1995 resultierten 15 Divisionstitel, 9 Teilnahmen in einem NFC Championship Game und 5 Super Bowl-Triumphe. «Diese letzte Hürde zu nehmen, war für ein junges Team wie uns enorm wichtig», erinnerte sich später Ronnie Lott. «Der Sieg über die Cowboys hatte ohne Zweifel die Dämonen aus San Francisco vertrieben.»

Dallas Cowboys
27
10
7
0
10
San Francisco 49ers
28
7
7
7
7

SF – TD – Solomon 8 Yards-Pass von Montana (Extrapunkt Wersching)
DAL – FG – Septien 44 Yards
DAL – TD – Hill 26 Yards-Pass von D. White (Extrapunkt Septien)
SF – TD – Clark 20 Yards-Pass von Montana (Extrapunkt Wersching)
DAL – TD – Dorsett 5 Yards-Lauf (Extrapunkt Septien)
SF – TD – Davis 2 Yards-Lauf (Extrapunkt Wersching)
DAL – FG – Septien 22 Yards
DAL – TD – Cosbie 21 Yards-Pass von D. White (Extrapunkt Septien)
SF – TD – Clark 6 Yards-Pass von Montana (Extrapunkt Wersching)
Dwight Clark
Dwight Clark
Joe Montana
Joe Montana
Bill Walsh
Bill Walsh
Danny White
Danny White
Tom Landry
Tom Landry
von Stefan Feldmann - 
Sonntag, 31. Januar 2010