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Legends - Games
1999 - Tennessee 22, Buffalo 16
The Music City Miracle
Das Jahr 1999 brachte für die Tennessee Titans viele Änderungen: Die 1997 von Houston nach Nashville umgezogenen Oilers änderten ihren Namen in «Tennessee Titans», nahmen ein neues Helm-Design an, weihten mit dem Adelphia Coliseum in Nashville ein neues Stadion ein und blieben während der ganzen Saison zu Hause ungeschlagen. Und in den Playoffs kam mit den Buffalo Bills jenes Team in die «Music City», mit welchem die ehemaligen Oilers seit «The Comeback» noch eine Rechnung zu begleichen hatten.
Welche Bedeutung dieses Spiel für die Fans der Tennessee Titans hatte, zeigte sich schon früh vor dem Spiel, als Tausende Titans-Supporter auf dem Parkplatz vor dem Coliseum eine riesige Tailgate-Party feierten. Sie wollten endlich Revanche für die Niederlage vor sieben Jahren, als die damaligen Houston Oilers einen 32 Punkte-Vorsprung an die Buffalo Bills verloren hatten. Die Chancen, dass die Titans diesmal siegreich bleiben würden, standen gut, hatte doch Wade Phillips, Head Coach der Buffalo Bills, überraschend entschieden, seinen Quarterback Doug Flutie auf die Bank zu setzen und sein Vertrauen in Backup Rob Johnson zu setzen.

Phillips Massnahme schien sich in der ersten Hälfte überhaupt nicht auszuzahlen, die Offense der Bills erreichte vor der Pause gerademal 3 First Downs. Dafür musste Rob Johnson 5 Sacks hinnehmen, einer davon durch Rookie-Defensive End Jevon Kearse in der eigenen Endzone, was den Titans die ersten beiden Punkte eintrug. Den anschliessenden Drive vollendete Quarterback Steve McNair mit einem 1 Yard-Lauf und Kicker Al Del Greco erzielte etwas später ein 40 Yards-Field Goal, die Titans führten zur Halbzeit mit 12:0 Punkten.

Die Buffalo Bills drehten im dritten Viertel den Spiess um: Jetzt gelang es ihrer Offense den Ball gut über das Spielfeld zu bewegen, während der Angriff der Titans nichts mehr zustande brachte. Running Back Antowain Smith erzielte schliesslich mit einem 4 Yards-Lauf die ersten Punkte für die Bills und legte früh im letzten Quarter mit einem 1 Yard-Touchdown-Lauf nochmals nach: Die Bills lagen plötzlich, wenn auch knapp, mit 13:12 Punkten in Führung.

Auch mit dem Rückstand setzten die Titans weiterhin auf den Lauf und auf kurze Pässe. Sie erzielten ein First Down nach dem anderen, konnten von den Bills aber schliesslich innerhalb der 20 Yards-Linie gestoppt werden, so dass die Titans auf ein weiteres Field Goal setzen mussten. Dies schien weiter nicht schlimm, waren doch nicht mal mehr zwei Minuten zu spielen. Del Greco verwandelte aus 36 Yards zur neuerlichen Führung für die Titans, die nächste Playoff-Runde war nah.

Doch die Titans hatten nicht mit Rob Johnson gerechnet. Dieser wusste: Ein Field Goal würde für die Bills die Qualifikation für die Divisional-Playoffs bedeuten. Johnson führte mit einem vorbildlichen Two-Minute-Drill die Bills über das Spielfeld, die Pfiffe des Publikums wurden immer lauter. Doch Johnson liess sich weder dadurch irritieren, noch durch den Umstand, dass er kurz vor Schluss einen Schuh verlor. Beim anschliessenden Spielzug wurde er von Kearse erneute aus der Pocket gejagt, schaffte es aber dennoch den Pass erfolgreich zu Wide Receiver Pearless Price zu werfen, der ein First Down erzielte und 20 Sekunden vor Schluss an der 24 Yards-Linie ins Aus ging, somit die Uhr anhielt. Steve Christie – der bereits 1992 das siegbringende Field Goal für die Bills gekickt hatte – versenkte das 41 Yards-Field Goal sicher zwischen den Pfosten.

Auf der Uhr waren noch 16 Sekunden und es schien, als wären die Tennessee Titans für ihr konservatives, ja minimalistisches Spiel bestraft worden. Doch Jeff Fisher, der als Spieler bei den Chicago Bears als Kick- und Punt-Returner gespielt hatte, wusste um die Wichtigkeit der Special Teams und schickte mit Tight End Frank Wycheck einen seiner besten Spieler aufs Feld – ein Schachzug der sich auszahlen sollte.

Fullback Lorenzo Neal fing den Ball nach Steve Christies Anspiel an der eigenen 25 Yards-Linie und übergab ihn sofort an Wycheck. Dieser lief der 25 Yards-Linie entlang auf die rechte Spielfeld-Seite, blieb dann überraschend stehen, drehte sich um und warf einen «Lateral» – einen Pass der parallel oder nach hinten gespielt wird – zu Wide Receiver Kevin Dyson. Dieser fing den Ball knapp über dem Boden und lief, geschützt von fünf Vorblockern, der linken Seitenlinie entlang unberührt bis in die Bills-Endzone. Das Stadion kochte.

Doch war der Spielzug gültig? War Wychecks Pass nicht doch ein bei Kickoffs verbotener Vorwärts-Pass? Hauptschiedsrichter Phil Luckett schaute sich den Spielzug aus allen Perspektiven am Video-Gerät nochmals an. Die Zeit verstrich, alle wussten, es war die wichtigste Entscheidung seit diese Möglichkeit des Instant-Replays für die Schiedsrichter eingeführt worden war. Nach gut zwei Minuten entschied Luckett: Der Pass war ein Lateral, der Touchdown war gültig. Die Titans hatten erfolgreich – und spektakulär – für das «Comeback»-Spiel in Buffalo Rache genommen.

Buffalo Bills
16
0
9
7
9
Tennessee Titans
22
0
12
0
10

TEN – Safety – Kearse tackelt Johnson in der Endzone
TEN – TD – McNair 1 Yard-Lauf (Extrapunkt Del Greco)
TEN – FG – Del Greco 40 Yards
BUF – TD – A. Smith 4 Yards-Lauf (Extrapunkt Christie)
BUF – TD – A. Smith 1 Yard-Lauf (Conversion Pass von Johnson unvollständig)
TEN – FG – Del Greco 36 Yards
BUF – FG – Christie 41 Yards
TEN – TD – Dyson 75 Yards-Kickoff Return nach einem Lateral von Wycheck (Extrapunkt Del Greco)
Frank Wycheck
Frank Wycheck
Kevin Dyson
Kevin Dyson
Steve McNair
Steve McNair
Rob Johnson
Rob Johnson
Antowain Smith
Antowain Smith
von Stefan Feldmann - 
Sonntag, 25. November 2012